Das Zusammenspiel von Ernährung und Selbstwert
- Violeta P
- 2. Apr.
- 4 Min. Lesezeit

Ernährung hat sehr viel mit Selbstwert zu tun. Wir sind gerne bereit für unsere Lieben Alles zu machen damit sie sich gesund ernähren. Wir nehmen viel Mühe auf uns, um etwas zu kochen was ihnen schmeckt. Wenn wir Besuch bekommen, stehen wir gerne ewig in der Küche. Warum machen wir das so gerne, aber für uns selbst ist es irgendwie schwierig? Warum denken wir: ach für mich alleine jetzt kochen zahlt sich nicht aus? Oder auch klassisch: dann muss ich für mich immer separat zubereiten oder zubereiten lassen. Das ist viel zu umständlich. Welche Aussagen fallen Ihnen ein, die Sie verwenden, wenn es darum geht Ihnen etwas Gutes zuzubereiten und zwar vielleicht nur für Sie? Und warum macht Ihr Umfeld nicht mit? Sie sind bereit Ihre eigene Gesundheit und Ihren Bedarf hinten den Geschmäckern und Gewohnheiten Ihres Umfeldes anzustellen, aber Ihr Umfeld ist im Gegenzug nicht dazu bereit? Vielleicht haben Sie es nicht richtig kommuniziert, oder liegt es an etwas andrem?
Aus diesen Gründen kann auch eine dauerhafte Ernährungsumstellung schwierig sein. In den folgenden Beiträgen werden wir die einzelnen Punkte durchgehen und mögliche Lösungsansätze ansprechen.
Ernährung und Selbstwert – Warum fällt es uns schwer, gut für uns selbst zu sorgen?
Ernährung ist nicht nur die Aufnahme von Nährstoffen, sie ist auch ein Ausdruck von Fürsorge, Liebe, Identität und sozialen Bindungen. Während wir bereitwillig Zeit und Energie investieren, um für unsere Liebsten zu kochen und ihnen damit ein angenehmes Essenserlebnis zu bereiten, fällt es uns oft schwer, dieselbe Hingabe auf uns selbst zu übertragen.
Aber warum ist das so? Warum ist es für viele Menschen so schwierig, sich selbst genauso gut zu behandeln wie andere? Dieser Beitrag wird die Verbindung zwischen Ernährung und Selbstwert untersuchen, psychologische und soziokulturelle Hintergründe beleuchten und Lösungsansätze aufzeigen. Die einzelnen Punkte werden in Folgebeiträgen exakter beleuchtet werden.
Ernährung als Ausdruck von Fürsorge und sozialer Bindung
Zuerst folgt ein grober Einstieg in das Thema: Kochen ist eine der ältesten Ausdrucksformen von Fürsorge. Schon in traditionellen Gemeinschaften wurden Mahlzeiten geteilt, um Zugehörigkeit und Zusammenhalt zu stärken. Auch heute ist es noch ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur, anderen durch Essen Liebe und Aufmerksamkeit zu zeigen.
In vielen Familien ist es selbstverständlich, dass Eltern – insbesondere immer noch eher Mütter – viel Zeit und Mühe investieren, um für ihre Kinder oder PartnerInnen zu kochen. Essenszubereitung wird dabei oft als Pflicht, aber auch als Zeichen der Zuneigung wahrgenommen. Laut einer Studie von Fischler (1988) dient Essen auch als Symbol der Identität und sozialen Integration.
Studie: Fischler, C. (1988). Food, self and identity. Social Science Information, 27(2), 275-292.
Warum fällt es uns so schwer, für uns selbst zu sorgen?
Viele Menschen sind bereit, für andere mit Freude zu kochen, haben jedoch Schwierigkeiten, sich selbst die gleiche Fürsorge zu geben. Das Phänomen ist weit verbreitet und wird von verschiedenen psychologischen Ansätzen untersucht.
1. Selbstwert und Selbstfürsorge
Ein niedriger Selbstwert, in bestimmten Bereichen, kann dazu führen, dass Menschen ihre eigenen Bedürfnisse als weniger wichtig wahrnehmen. Wenn jemand überzeugt ist, nicht dessen Wert zu sein, wird es schwer, sich selbst zu priorisieren oder mit Fürsorge zu behandeln.
In einer Studie von Neff (2003) zur Selbstmitgefühlsforschung wird gezeigt, dass Menschen, die ein höheres Maß an Selbstmitgefühl haben, besser darin sind, sich selbst zu versorgen und auf ihre Bedürfnisse zu achten.
Studie: Neff, K. D. (2003). The development and validation of a scale to measure self-compassion. Self and Identity, 2(3), 223-250.
2. Soziale Erwartungen und Rollenbilder
Insbesondere Frauen haben häufig internalisierte Erwartungen, zuerst für andere zu sorgen und ihre eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen. Das Konzept der "guten Mutter" oder "guten Partnerin" ist tief in vielen Kulturen verankert. Diese Rollenbilder können auch dann bestehen bleiben, wenn keine Kinder vorhanden sind oder der Partner diese Fürsorge gar nicht einfordert.
3. Glaubenssätze und innere Stimmen
Viele Menschen haben unbewusste Glaubenssätze, die sie daran hindern, gut für sich selbst zu sorgen. Typische Aussagen können sein:
"Für mich allein lohnt sich das nicht."
"Ich bin es nicht wert, so viel Aufwand für mich zu betreiben."
"Wenn ich für mich koche, ist das egoistisch."
Diese Glaubenssätze haben oft ihren Ursprung in der Kindheit und spiegeln Botschaften wider, die wir von Eltern, Lehrern oder der Gesellschaft übernommen haben.
Ein weiteres Problem entsteht, wenn Menschen versuchen, ihre Ernährung dauerhaft umzustellen. Hier kommen zusätzliche Herausforderungen hinzu:
Fehlende Unterstützung aus dem sozialen Umfeld: Oft ist es schwierig, gesunde Veränderungen durchzuhalten, wenn Freunde, Familie oder Kollegen nicht mitmachen.
Soziale Isolation: Wer sich "anders" ernährt, fühlt sich häufig ausgegrenzt.
Verwirrende Informationen: Die Flut an widersprüchlichen Ernährungsempfehlungen kann das Gefühl von Unsicherheit und Überforderung verstärken.
Eine Studie von Herman & Polivy (2008) zeigt, dass soziale Unterstützung ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Ernährungsumstellungen ist.
Studie: Herman, C. P., & Polivy, J. (2008). External cues in the control of food intake in humans: The sensory-normative distinction. Physiology & Behavior, 94(5), 722-728.

Lösungsansätze – Wie können wir lernen, uns selbst besser zu versorgen?
1. Selbstmitgefühl stärken: Ein positiver Umgang mit sich selbst ist die Basis für nachhaltige Veränderung.
2. Glaubenssätze hinterfragen: Negative Überzeugungen über den eigenen Wert bewusst erkennen und ersetzen.
3. Eigene Bedürfnisse ernst nehmen: Es ist okay, sich selbst etwas Gutes zu tun – auch wenn niemand anderes davon profitiert.
4. Unterstützung suchen: Austausch mit Gleichgesinnten oder professionelle Beratung können den Prozess erleichtern.
5. Eigene Werte definieren: Was bedeutet gesunde Ernährung für mich? Warum ist sie mir wichtig?
Der Zusammenhang zwischen Selbstwert und Ernährung ist komplex. Während viele Menschen ihre Fürsorge lieber an andere richten, bleibt die eigene Versorgung oft auf der Strecke. Durch Reflexion, Bewusstwerdung und Übung kann jedoch gelernt werden, den eigenen Wert anzuerkennen und sich selbst mit Respekt und Fürsorge zu begegnen.
Möchtest du mehr über dieses Thema erfahren oder Unterstützung auf deinem Weg zu einer liebevollen Selbstfürsorge? Dann lass uns gemeinsam daran arbeiten.
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